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sozialbau in wien

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Haydnhof

Der Haydnhof, entworfen von August Hauser und 1928–1929 errichtet, ist ein typisches Beispiel für den kommunalen Wohnbau des „Roten Wien“. Die sechsgeschoßige Hofanlage umfasst einen großzügigen Innenhof mit Kindertagesheim und Wäscherei.

Auffällig sind die rhythmisch gegliederten Fassaden mit Halbloggien, Gitterbalkonen und die drei monumentalen Eingangstore an Arndtstraße, Gaudenzdorfer Gürtel und Steinbauergasse.

1934 war der Haydnhof ein zentraler Schauplatz der Februarkämpfe, als Mitglieder des Republikanischen Schutzbunds die Anlage gegen Polizei und Heimwehr verteidigten.

1952 erfolgte ein Dachgeschoßausbau, wodurch die Wohnanzahl von 304 auf 328 stieg.

Benannt ist die Anlage nach dem Komponisten Joseph Haydn, der ursprünglich am nahen Hundsturmer Friedhof begraben war – heute der Haydnpark. Eine Gedenktafel an der Arndtstraße 1 erinnert an ihn.

Hauser war nur an wenigen Gemeindebauten direkt beteiligt, gilt aber als wichtiger Theoretiker des sozialen Wohnbaus.

Sozialbau in Wien - Konzept

Der soziale Wohnbau in Wien gilt international als Vorzeigemodell für eine gerechte und nachhaltige Wohnpolitik. Während anderswo Wohnraum zur Ware wurde, versteht Wien Wohnen als Grundrecht – und das seit über 100 Jahren.

Seinen Ursprung hat das System im „Roten Wien“ (1919–1934): Die Stadtregierung finanzierte mit Luxussteuern ein umfangreiches Bauprogramm, das über 60.000 Wohnungen mit Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Waschküchen und Bibliotheken schuf. Ikonen wie der Karl-Marx-Hof stehen bis heute für diesen Ansatz: Architektur als soziale Antwort.

Nach der Zerschlagung 1934 und dem Nationalsozialismus wurde der soziale Wohnbau ab 1945 fortgeführt. Ab den 1980er-Jahren kamen zusätzlich geförderte Wohnungen gemeinnütziger Bauträger wie Sozialbau AG oder GESIBA dazu.

Heute leben rund zwei Drittel der Wiener Bevölkerung in Gemeinde- oder geförderten Wohnungen. Das schützt vor Verdrängung, Ghettoisierung und hält die Mieten vergleichsweise moderat. Durch soziale Durchmischung entsteht eine vielfältige und stabile Stadtgesellschaft.

Gemeindewohnungen werden über „Wiener Wohnen“ vergeben, geförderte über gemeinnützige Bauträger – beide unterliegen sozialen Kriterien und bleiben dauerhaft öffentlich oder gemeinnützig.

Die Stadt Wien investiert jährlich hundert Millionen Euro in den Wohnbau. Neben klassischen Gemeindebauten entstehen heute auch partizipative, ökologische und integrative Wohnprojekte, die auf aktuelle Herausforderungen wie Klimaschutz, Demografie und Migration reagieren.

Leopoldine-Glöckl-hof

Der Leopoldine-Glöckel-Hof, entworfen von Josef Frank in den 1930er-Jahren, ist eine bedeutende kommunale Wohnhausanlage an der sogenannten „Ringstraße des Proletariats“.

Die geschlossene Blockrandbebauung besticht durch eine lebendige Fassadengestaltung mit Farbkonzept, versetzten Balkonen und verschieden großen Fenstern – ganz ohne dekorative Elemente.

Im Februar 1934 war der Hof Schauplatz schwerer Kämpfe während des österreichischen Bürgerkriegs.

Seit 1949 trägt er den Namen der Pädagogin und Sozialpolitikerin Leopoldine Glöckel, die sich für Frauenrechte und Bildung einsetzte und 1934 inhaftiert wurde. Eine Gedenktafel erinnert an sie.

In den 1950er-Jahren wurde das Dachgeschoß ausgebaut. Architekt Josef Frank, später ein bedeutender Gestalter des modernen Designs in Schweden, war schon in Wien ein Pionier des sozialen und funktionalen Wohnens, etwa mit der Werkbundsiedlung.

Durchgängige Audio-Folge
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